Dienstag, Januar 09, 2007

In Lucena...

...lebt es sich doch recht gut. Im Gegensatz zu Manila ist es hier schoen ruhig, in unserer Strasse fahren nicht so viele Tricycles (motorisierte Dreiraeder) herum und es sind auch weniger Hunde unterwegs. Zudem ist es auch angenehm kuehl, noch habe ich nicht richtig geschwitzt. Ausser beim Joggen natuerlich. Ich war bisher an allen drei Tagen hier laufen, wenn man zwischen 5 und 6 Uhr morgens geht ist es schoen kuehl, es gibt kaum Verkehr, aber schon ausreichend Licht, um nicht in ein Loch zu fallen oder so. Heute morgen habe ich allerdings einen Filipino geweckt und aufgeschreckt, er lag zum Schlafen in einem Kanalrohr, das wohl bald eingebaut werden soll und mitten auf dem Weg lag. Ich wollte das Rohr zum Stretchen nutzen, hab ihn nicht gesehen, und er hat wohl gedacht er wird jetzt eingebuddelt oder so, hehe.
Die Verhaeltnisse sind hier eben noch etwas anders als in Deutschland oder auch Thailand.

Die letzten Tage haben wir vom ersten Observer-Team ein Seminar bekommen, auf dem sie uns auf den Stand der Dinge gebracht haben, was auf Bondoc gerade so los ist.
Gestern hatten wir ausserdem unsere ersten offizielle Termine als Observer. Ziemlich spontan (erst hatten wir gar keinen Termin, dann einen um 15 Uhr bekommen und nach 8h dann eine SMS bekommen, dass wir um 9h da sein sollen...typisch philippinisch) sind wir zum SOLCOM (Southern Luzon Command) gefahren, dem Headquarter des Militaers hier in Lucena. Dort hat uns General Parayno "empfangen". Wir mussten uns bei ihm vorstellen, damit das Militaer weiss, wer auf Bondoc unterwegs ist. Da es ziemlich oft Kaempfe mit den kommunistischen Guerillas gibt, sind auf Bondoc eben auch viele Militaers unterwegs, halten einen an Strassensperren an etc. Von Parayno werden wir heute ein Dokument bekommen, in dem er schreibt, dass alle Strassenblocks etc. uns gefaelligst passieren lassen sollen ohne uns zu verhoeren. Leider muss man eben mit dem Militaer auch ein wenig kooperieren...

Danach haben wir einen kleinen Gang durch Lucenas Markt gemacht - aehm...ja. Schoen. Stinkig. Aber es gibt Mangos.

Spaeter war Danny Bernal bei uns und hat uns ueber seine Organisation, QUARDDS, erzaehlt, die ja auch so freundlich ist uns bei sich in den Buerohaeusern schlafen zu lassen. QUARDDS versucht hier fortzufuehren, was die GTZ nicht fortfuehren wollte/konnte, naemlich das BDP (Bondoc Development Project), das die Bauern beim Erhalt von Landtiteln unterstuetzt und ihnen anschliessend mit Support Services (Kredite, Genossenschaften, Saatgut etc) zur Seite steht. Er war sehr kritisch mit der GTZ, so wie hier eigentlich alle sind, denn das Projekt war ein erfolgreiches und alle haben sich gewuenscht, dass es fortgesetzt wird. Nachdem die GTZ sich aber zurueckgezogen hat, ist das Chaos auf Bondoc erst so richtig ausgebrochen.

Nachmittags haben uns die drei ersten Observer die "Areas" vorgestellt, also die Regionen San Narciso, San Andres und San Francisco. Dort werden wir morgen mit ihnen zusammen hinfahren und bis zum 19.1. bleiben. Es hat sich alles sehr gut angehoert und klang nach viel Bewegung, weil die Strecken zwischen einzelnen Bauern wohl sehr gross sind und nur zu Fuss zurueckgelegt werden koennen.
Um in den Ort Nilantangan zu kommen, muss man von San Francisco aus zum Beispiel mit dem Boot fahren. Es gibt zwar eine Strasse, die fuehrt aber mitten durch den Landbesitz von Matias. Der hat einen Zaun um sein Land gespannt und somit die Strasse unpassierbar gemacht. Eine interessante Weise, sich einen eigenen Privatweg zu schaffen...an einer Seite des Zauns steht der Goon (Schlaeger des Landlords) "Boto". Wenn man ihn nett fragt, darf man durch gehen und die Strasse nutzen. Wenn man nicht fragt bekommt man eine Anzeige wegen unerlaubten Betretens von Privatgrund. Also heisst es: entweder Bootfahren oder sich Ladlord Matias unterordnen...
Solche Dinge erwarten uns auf Bondoc. Vorher sind wir aber noch einen Tag (heute) hier in Lucena, koennen letzte Besorgungen machen (zum Beispiel Klopapier fuer 10 Tage...) und uns vorbereiten.

Gestern hatten wir uebrigens auch unseren ersten Pressekontakt...zwei Redakteurinnen standen ploetzlich vor der Tuer und wollten uns sprechen. Angeblich seien sie zufaellig durch unsere Strasse gekommen und haetten uns gesehen, wahrscheinlicher ist, dass Einheimische uns morgens beim Militaer gesehen haben und es sich rasch rumgesprochen hat. Denn die eine Journalistin hat versucht etwas aus uns "raus zu bekommen" mit Fragen wie "Was habt ihr beim Militaer gemacht? Habt ihr irgendwelche Vorwuerfe gegen das Militaer? Hat das Militaer auf Bondoc Menschenrechtsverletzungen begangen?" usw. Es ist ziemlich schwer klar zu machen, dass wir nicht hier sind um das Militaer anzuschwaerzen und was unsere Neutralitaet bedeutet, denn natuerlich wollte sie irgendeinen Skandal oder eine tolle Schlagzeile haben. Wir haben sie aber auf den Abschlussbericht des ersten Observer-Teams vertroestet, den dann auch die Medien bekommen werden.

Apropos Medien: Gestern Abend hat sich auch der ARD-Korrespondent aus Singapur gemeldet. Er wird vom 16. bis 19. Januar zu uns kommen, um ueber das Projekt zu berichten.

So. Nun ist es bei uns Fruehstueckszeit:-)
Vielleicht melde ich mich heute Abend nochmal kurz, ansonsten wenn wir aus Bondoc zurueck sind und wir die ersten Berichte schreiben.